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Hoonko: Dankbarkeit teilen, Verbundenheit feiern

Gibt es unter den Festen im Jodo Shinshu Kalender eigentlich eins, das am wichtigsten ist? Vielleicht fällt einem bei der Liste mit den Jodo Shinshu Festen ins Auge, dass es zwei Einträge für “Hoonko” gibt: Erinnerungsfeierlichkeiten für den Schulgründer Shinran. Der Nishi Hongwanji Zweig begeht diese in den Tagen 9.-16. Januar im Muttertempel (“Honzan” genannt) in Kyoto. In den Monaten davor veranstalten die lokalen Tempel ebenso Hoonko-Andachten, damit die Gläubigen auch die Möglichkeit haben, nach Kyoto zu reisen, um im Honzan den Feierlichkeiten beizuwohnen. 

Warum ist aber das Gedenken an den Schulgründer Shinran so wichtig? Ist das nicht vielleicht zu viel Personenkult? Wäre Amida nicht wichtiger als Shinran? 

Shinran wird das Wort zugeschrieben, er habe keinen einzigen Schüler. Und vielleicht brauchte die ganz einfache Nembutsu-Lehre zu Shinrans Lebzeiten auch keinen organisierten Verein. Dass es doch zu der Institution von Jodo Shinshu als eigenständiger Schule gekommen ist, hängt mit der Pflege von Shinrans Grab und den entsprechenden Gedenkfeiern zusammen. Soweit der rein historische Hintergrund, warum Hoonko diesen Stellenwert hat. 

Bei Hoonko-Feierlichkeiten wird Shinrans Lebensgeschichte immer wieder in den Blick genommen und erzählt. Dazu gehört die feierliche Verlesung des “Godensho”, ein Lebensbild Shinrans verfasst von seinem Urenkel Kakunyo. Dazu gehören Schriftrollen mit Illustrationen. Erneut die Frage: Warum ist die Biographie des Schulgründers so wichtig? Eine Antwort mag sein, dass die persönliche Betroffenheit in der Jodo Shinshu Tradition einen breiten Raum einnimmt. Shinran ist aufgrund seiner monastischen Ausbildung sutrenkundig und lässt sich genauestens belehren. Doch es ist die – modern ausgedrückt – existenzielle Erfahrung, dass er selbst als die Person, die er ist, gemeint ist, die ihn überzeugt, den Nembutsu Weg zu beschreiten. Der Autor des “Tannisho” berichtet: 

Unser Meister pflegte immer zu sagen: “Wenn ich das fünf Kalpas lang durchdachte Gelöbnis Amidas tief erwäge, finde ich, dass es nur für mich, Shinran, allein abgelegt worden ist. Dank sei dem Gelöbnis, das darauf bedacht ist, mich, der ich mit einer Unmenge Karma behaftet bin, zu erretten!”

Tannisho, Nachwort, übersetzt von Okochi / Otte, Seite 60f.

Wenn nachfolgende Generationen auf dem Nembutsu Weg sich bei Hoonko Feierlichkeiten dankbar an Shinrans Weitergabe dieses weiten Dharmas erinnern, dann ist auch klar, dass diese Dankbarkeit allen Personen gilt, durch die wir in Kontakt mit diesem Dharma gekommen sind. Das existenzielle Berührtsein von Amidas Gelöbnis vermittelt sich nämlich in existenziell-zwischenmenschlicher Begegnung. So berichtet auch die Webseite des Jodo Shinshu International Centers:

“Je nach lokalen Gebräuchen wird [Hoonko] auch in Wohnungen von Gläubigen abgehalten, mit Familienangehörigen, Verwandten, Nachbarn und engen Freunden, die sich um den buddhistischen Hausaltar versammeln. In einigen Fällen, besuchen dieselben Menschen sich gegenseitig zuhause, was eine wunderbare Gelegenheit ist, Dharmavorträge zu hören und miteinander die Lehre zu teilen.”

Hoonko ist also eine Einladung, Dankbarkeit zu teilen und Verbundenheit zu feiern. Beim diesjährigen Hoonko-Seminar in Düsseldorf (24.-26. November, Freitag bis Sonntag) gibt es die Möglichkeit, vor Ort und auch online teilzunehmen.

Von Jodo Shinshu wird immer wieder gesagt, es sei eine buddhistische Schule ohne Praxis (denn auch das Nembutsu ist keine Praxis im herkömmlichen Sinn). Doch finden sich immer wieder ganz grundlegend-menschliche „Dinge, die wir tun“, ohne die es Jodo Shinshu nicht gäbe: zuhören, sich mitteilen, kommunizieren, in Kontakt sein, einander begegnen.

Blumengestecke für die Hoonkozeremonie im Tempel von Rev Bettina

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