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Wie geht man mit den Asuras im Hinterhof um?
Deutsche Vorversion für den Vortrag zur Europäischen Shin-Konferenz von Marc Nottelmann-Feil I. Im Leben des Bodhisattva Nāgārjuna, einer Legendensammlung aus dem 5. Jahrhundert, lesen wir, dass Nāgārjuna einem König, der dem Buddhismus feindlich gegenüberstand, als General diente. Der König war sehr von seiner eigenen Weisheit überzeugt. Als er von Nāgārjunas Weisheit hörte, wollte er ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: „Was machen die Götter gerade jetzt?“ Nāgārjuna antwortete: „Die Götter kämpfen gegen die Asuras!“ Der hochmütige König war nun verwirrt, denn natürlich konnte er die Aussage weder beweisen noch widerlegen. Jedoch zeigte ihm Nāgārjuna den Sachverhalt direkt. Es fielen zunächst Waffen und Rüstungen vom Himmel, anschließend die abgeschlagenen…
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Gedanken zu Buddha
von Meik Nörling „Was ist Buddha?“ – „Die Zypresse dort im Klostergarten!“ (Um nicht zu sagen: „Ein Kotspachtel!“) Solche Dialoge alter chinesischer Zen-Meister finden sich in einigen der berühmten Koan-Sammlungen, die im Rinzai-Zen während und jenseits des sitZens durchgekaut werden. Aber wer oder was ist denn nun eigentlich „Buddha“? – Da gibt es verschiedene Sichtweisen und Ansätze… Zunächst wird als Buddha der historische Buddha, also ein Mensch mit Namen Siddhartha Gautama aus dem Shakya-Clan bezeichnet, der die „Erleuchtung“ bzw. das „Große Erwachen“ verwirklicht haben soll und deshalb mit der Bezeichnung „Buddha“ – „der Erwachte“ – betitelt wurde und wird. Laut Wikipedia wurde Siddhartha Gautama 563 v. Chr. als adliger Prinz…
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Gedanken zum Nenbutsu und Rev. Manshi
von Meik Nörling Vor etwa einem Monat hatte ich hier einige Gedanken zum Nenbutsu und zu Yunqi’s „Zen-Peitsche“ dargelegt, die mir bei Zen-Sesshin gekommen waren. Zu diesen Sesshin, in unserem Tempel Butsugenji in Lippstadt, begleitet mich aktuell aber nicht nur die „Zen-Peitsche“, sondern auch Manshi Kiyozawa’s „Skelett einer Religionsphilosophie“. Ich muss allerdings zugeben, dass mich eher die anderen Texte in dem kleinen Sammelband von und über Rev. Manshi inspirieren, nicht so sehr sein enthaltenes, namensgebendes Haupt-Essay. Manshi Kiyozawa (1863-1903) hatte nicht beim Studium von Buddha’s Lehren und Shinran Shonin’s Texten und beim Sprechen des Nenbutsu („Namo-Amida-Butsu“) haltgemacht, sondern machte sich auf, selbst zu erfahren, was Shinran erfahren hatte. So übte…
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Gedanken zum Nenbutsu und die „Zen-Peitsche“
von Meik Nörling Während unserer Zen-Retreats (Sesshin) im Butsugenji lese ich in den Pausen häufig ein oder zwei der kurzen Dharma-Erbauungen in Yunqi Zhuhong’s „Die Zen-Peitsche“. Yunqi Zhuhong (1535-1615) gilt im chinesischen Buddhismus sowohl als Patriarch des Zen als auch des Reinen Landes. Seine „Zen-Peitsche“ hatte maßgeblichen Einfluss auf den japanischen Zen-Meister Hakuin Ekaku, der sie stets bei sich trug. Ebenso wie viele Zen-Meister der chinesischen Ming-Ära verwendete auch Yunqi – anders als Hakuin! – das Nenbutsu als gedanklichen Fokus während des Zazen und belehrte auch seine Schüler entsprechend. Das Nenbutsu ist folglich Gegenstand vieler der kurzen Texte in der „Zen-Peitsche“. In Japan wurde dieses „Nenbutsu-Zen“ von den etablierten Meistern…
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Junirai – eine deutsche Übertragung
Meik hatte auf seinen Reisen auf Hawaii eine englische Fassung des „Junirai“ gehört, die ihn dazu inspirierte, eine deutsche Übertragung zu versuchen. Hier veröffentlichen wir ein PDF mit dem Text und eine MP3 mit einer Audioversion zum herunterladen. Dann folgen Meiks ausführliche Anmerkungen. Junirai in einer deutschen Übertragung (PDF) Junirai in einer deutschen Übertragung (MP3) Junirai – Die zwölf Verehrungen Anmerkungen von Meik Nörling Das Junirai hatte ich schon kennengelernt, bevor ich 2017 der BGJ-D beigetreten bin und dann feststellte, dass es ein Andachtstext der Jodo Shinshu ist, der sogar in unserem „roten Buch“ abgedruckt ist. Vor vielen Jahren hatte ich es mal aus dem Englischen für mich neu übertragen,…
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Als Unsui und Shin-Buddhist einmal um die Welt: Fazit
Kurz-Interview Meik, als deutscher Zen-Buddhist, der auch den Nenbutsu-Weg geht, warst du ein Jahr lang auf Weltreise. Was hat sich – kontrastiert durch die Eindrücke – bei deinem persönlichen Weg verstärkt? Was hat sich verändert wie du dich als „deutscher Buddhist“ verstehst? Als „deutscher Buddhist“ habe ich mich eigentlich nie verstanden, eher als „buddhistischer Konvertit aus dem Westen“. Ich denke dieser Aspekt ist ziemlich ähnlich, egal ob man aus Deutschland oder Europa, aus den Amerikas, Australien oder auch Afrika kommt. Wir alle stammen aus Kulturen, in welchen der Buddhismus noch gar nicht richtig Wurzeln schlagen konnte. Unsere Eltern und Verwandte sind selbst zumeist keine Buddhisten und auch der Freundes- und…
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„Morgens Lotus Sutra, abends Nenbutsu“ – Bei der Tendai Shu nachgefragt
Es gibt unterschiedliche Traditionen, wo Elemente des Reinen Land Buddhismus auch eine Rolle spielen. Wir haben bei Reverend Taiei Siebert von der Tendai Shu nachgefragt. Kannst du dich kurz vorstellen, wer du bist, was du machst? Mein Name ist Taiei Siebert. Taiei ist der Dharma-Name, den ich von meiner Lehrerin erhalten habe. Ich lebe mit meiner Familie in Sendai, im Nordosten Japans und arbeite dort an einer staatlichen Universität in der Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Im Jahr 2021 erhielt ich Tokudo auf dem Berg Hiei in der Nähe von Kyoto und wurde somit zum Priester der Tendaishū ordiniert. Könntest du deinen buddhistischen Werdegang kurz umreißen? Als Jugendlicher begann ich, ausgehend…
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„Das Nenbutsu ist quasi immer dabei.“ – Bei der Jodo Shu nachgefragt
Es gibt viele Traditionen im Buddhismus des Reinen Landes. Wir haben bei Reverend Kōnen von der Jodo-Buddhistischen Gemeinschaft e.V. / Nenbutsu-Praxisgruppe der Hōnen-Tradition nachgefragt. Kannst du dich kurz vorstellen, wer du bist, was du machst? Mein Ordensname ist Kōnen. Ich bin ordinierter Mönch der Jōdo Shū, verheiratet und arbeite beruflich in einer japanischen Firma. Meine Tätigkeit als Mönch ist ehrenamtlich. Seit 2020 bin ich von der Jōdo Shū nominierter bzw. „ehrenamtlich angestellter“ Assistenzpriester am Jōdo Shū European Buddhism Center in Frankreich. Könntest du deinen buddhistischen Werdegang kurz umreißen? Ich bin Buddhist seit über 35 Jahren, habe während meines Auslandsstudiums in Japan vor ca. 29 Jahren dort regelmäßig Zazen praktiziert und…
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Als Unsui und Shin-Buddhist einmal um die Welt: Hoonko und Sesshin in Deutschland
von Meik Nörling Nach meiner Pilgertour auf der Iberischen Halbinsel verbringe ich die restliche Zeit des Oktobers und den November zuhause, erledige, was erledigt werden muss und werkele insbesondere an Fotobüchern und –Kalendern, in welchen ich die Fotos meiner Reisen verarbeite. Ein paar Events gibt es aber trotzdem: Ende Oktober steht in unserem Zen-Tempel Butsugenji in Lippstadt das Allerheiligen-Sesshin auf dem Plan. Je nachdem, auf welchen Wochentag der Feiertag fällt, ist das Sesshin fünf bis sieben Tage um den 01. November, dieses Jahr als Einsteiger-Sesshin von Mittwoch, 30.10. bis Sonntag, 03.11. Ich nahm von Donnerstagabend bis Samstagmorgen teil und war erneut froh darüber, dass es bei uns nicht „Ganz oder…
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Als Buddhist auf dem Jakobsweg
von Meik Nörling Den September verbringe ich größtenteils zuhause, direkt am ersten Oktober geht’s aber wieder los. Mein Ziel ist die Stadt Porto im Norden Portugals. Nachdem ich mir bei bescheidenem Wetter zwei Tage die Stadt angeschaut habe, mache ich mich zu Fuß auf nach Spanien – ich pilgere den Caminho Portugues! Das sind, je nach Weg (Hauptweg oder Küstenweg), zwischen 245 und 260 km. Die habe ich anfangs eigentlich auch vor, gänzlich zu Fuß zu gehen, die letzten 100 km auf jeden Fall, denn ohne die gibt’s die Pilger-Urkunde, die Compostela, nicht. Blasen an beiden Fußhacken und das schlechte Wetter machen mir aber zu schaffen. Tatsächlich regnet es jeden…